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Interview mit Felix Gaiser zur Situation an der Solitude


Felix Gaiser (li) wurde bei der vergangenen Mitgliederversammlung, zusammen mit Benedikt Herré, Jochen Holzer, Ingo Karb und Philip Funck (v.l.n.r.) in den Vorstand des MTB STGT gewählt.



MTB STGT: Hi Felix, du bist im vergangenen Februar ins Amt des 2. Vorsitzenden gewählt worden. Im Rahmen der Mitgliederversammlung 2024 hast du dich dafür ausgesprochen, den Legalisierungsprozess politisch begleiten zu wollen. Nun warst du vor Kurzem erstmals bei einer Sitzung der AG Legale Trails dabei. Wie war dein Eindruck?



Felix Gaiser: Die Stuttgarter Forstbehörden und das Sportamt sind sehr daran interessiert, dass ein offizielles Trail-Netz in Stuttgart realisiert wird. Aber auch sie müssen sich an die Vorgaben halten, welche die untere Naturschutzbehörde (uNB) macht. Dazu gehört, dass zum aktuellen Stand ausschließlich Trails in Landschaftsschutzgebieten genehmigt werden können. Trails in anderen, höher geschützten Gebieten, wie beispielsweise im Gebiet um das Schloss Solitude, scheiden nach diesen Vorgaben bislang weitestgehend aus.


Der einzige Weg zu legalen Trails ist nach den Vorgaben der uNB eine Befreiung von den Verboten der Landschaftschutzgebietsverordnung Glemswald. Dieses Verfahren ist kompliziert, sehr teuer und zudem langwierig. Die Forstbehörden erkennen den Druck und den Bedarf eines legalen Trail-Netzes, doch müssen sich hierbei an das von der uNB vorgegebene Verfahren halten. Dass so kein aktiver Naturschutz unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen der Waldnutzer möglich ist, liegt auf der Hand.


MTB STGT: Dass Trails in den sensiblen Gebieten, Waldbiotopen, FFH- und Naturschutzgebieten, als eine Folge der Ergebnisse des Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald, gesperrt werden sollen, wurde den in der AG Legale Trails beteiligten Vereinen (RSV Vaihingen, DAV Schwaben und MTB STGT) in einer Sitzung mit den beteiligten Behörden, bereits im Dezember des Jahren 2022 mitgeteilt. Warum wird der Brezel-Trail an der Solitude erst jetzt im Jahr 2024 zurückgebaut und gesperrt?


Felix Gaiser: Das ist richtig, schon Ende des Jahres 2022 wurden die Stuttgarter MTB-Vereine von der Forst- und Umweltbehörde informiert, dass alle Trails in Waldbiotopen, FFH- und Naturschutzgebieten gesperrt würden. Das betraf insbesondere die Trails an der Solitude, am Birkenkopf und am Bopser.


Der Forst der Stadt Stuttgart ließ daraufhin im Stadtwald die Pfosten mit den Verbots-Schildern und Sperrkordeln aufstellen. ForstBW ließ im Staatswald stattdessen sukzessive bei der Holzernte Baumkronen als Sperrungen in den Trails dieser Gebiete zurück.


In diesem Frühjahr bemängelte der Amphibien-Biotop-Schutz (ABS) in einer E-Mail an ForstBW, und in Kopie an die uNB, dass im Gebiet der Solitude, insbesondere auf dem Trail, der unter dem Namen „Brezel“ bekannt ist, große Gefahr besteht, dass Amphibien bei der Wanderung von Mountainbikenden überrollt würden.  


Dies war bzw. ist aktuell der Anlass, dass der zuständige Revierleiter von ForstBW zu Rückbau und Sperrung des Trails informiert hat. Zudem wurde ausgeführt, dass man als Forstbehörden nun alles Notwendige tun wird, um die Sperrung durchzusetzen.


Dazu gehöre auch explizit die Kontrolle durch die Ordnungspolizei-Behörde und das Ahnden, also das Erteilen von Bußgeldbescheiden. Wir können Euch in der Community an dieser Stelle nur warnen und darauf hinweisen, dass empfindliche Strafen in den sensiblen Gebieten drohen können – insbesondere bei jeglichen Baumaßnahmen.


MTB STGT: Gibt es für die Sperrung der Trails an der Solitude Ausgleichsmaßnahmen, werden dafür andere Trails geschaffen, wie es im Freizeitkonzept angedacht war?


Felix Gaiser: Das Genehmigungsverfahren ist bereits gestartet. Die Stadt lässt, nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit in der AG Legale Trails, 36 Trails artenschutzfachlich begutachten. Dann können Befreiungsanträge gestellt werden, so dass wir im Jahr 2026 mit offiziell genehmigten Trails rechnen können. Bis dahin befinden wir uns in einer rechtlichen Grauzone: Abseits der breiten Waldwege darf grundsätzlich nicht gefahren werden. Offizielle Trail-Angebote gibt es keine – das ist ein absolutes Armutszeugnis. Insbesondere, weil wir in den angrenzenden Landkreisen eine andere Entwicklungen hinsichtlich der Ausgestaltung offizieller Trail-Netze beobachten können.  


Somit haben wir Stuttgarter MTB-Vereine bislang nur die Möglichkeit, die Trails „Arizona“, „Indiana Jones“ und „Klabuster 2“ zu pflegen und zu befahren – für  die weiteren Trails, die im Genehmigungsverfahren sind, gilt dies offiziell noch nicht.


Unser klares Statement: Würden sie auch von uns gepflegt, wären sie attraktiver zu befahren und könnten schmerzliche Verluste, wie im Falle des „Brezel“, kompensieren.


Damit wäre die Chance auf Lenkung gegeben und dies würde entsprechend helfen die sensiblen Gebiete zu entlasten. So verstehen wir gelebten Naturschutz – sensible Gebiete entlasten und in den anderen Gebieten Freizeitangebote schaffen! Doch dieser pragmatische Ansatz scheint bei der uNB noch nicht angekommen zu sein – das ist sicherlich verwunderlich.


FAZIT: Zum jetzigen Stand und nach Aussage der zuständigen Behörden sind in sensiblen Gebieten Trails einfach nicht genehmigungsfähig. In reinen Landschaftsschutzgebieten hingegen, also der anderen Hälfte des gesamten Waldgebietes, haben wir bereits bei den besagten drei Trails die Möglichkeit unser Hobby auszuleben. Das heißt dort werden weder der Trailbau noch das Befahren sanktioniert. Gleichzeitig wurde uns von Seiten der Forstbehörden zugesichert, dass sich die Kontrollen und Ahndung auf die sensiblen Gebiete beschränken würden – dies ermöglicht uns zumindest auch auf den weiteren Trails in den Landschaftsschutzgebieten unserem Hobby nachgehen zu können.


MTB STGT: Wie finde ich heraus, wo welches Schutzgebiet ist?


Felix Gaiser: Das kann man auf einer Karte der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) einsehen:


Nur wo reine Landschaftsschutzgebiete sind (in dieser Karte grün und nicht schraffiert), können Trails von der Landschaftsschutzgebietsverordnung befreit und so offiziell genehmigt werden. Da sind auch die 36 Trails, die sich im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nun in der Prüfung befinden.

 

Gerne möchten wir Euch motivieren, bei den nun wieder wöchentlich stattfindenden Biketreff-Ausfahrten teilzunehmen, um Euch die Trails im Bereich der Landschaftsschutzgebiete zeigen zu können.


Wir sehen uns auf den Trails!









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